Authentizität, „authentisch sein“, diese Begriffe begegnen uns immer öfter. Marketer, Social Media-Gurus und komischerweise ganz besonders die Unternehmer im Networkmarketing schlagen unentwegt auf die Authentizität-Trommel. Authentizität ist das einzig Wahre, und alles, was Dich wirklich (im echten Leben) ausmacht, soll geteilt werden – weil wir alle #mehrrealitätaufinstagram wollen und so weiter.
Ehrlich?
Wenn Du selbstständig bist, bist Du nicht mehr nur zum Spaß auf Social Media.
Während Deine Freunde Katzenvideos teilen und sich Ute und Andi unter „U+A machen dieses Jahr zusammen Urlaub!“-Bildchen verlinken, teilst Du hoffnungsvoll Deine Arbeit, versuchst, Dir ein Publikum zu erarbeiten und Menschen zu erreichen.
Aber heißt das, dass Du *alles* teilen musst, um authentisch zu sein?
Ich entscheide bewusst, welche Teile meines Lebens ich mit der Welt teilen möchte. Vieles teile ich gerne, besonders die schönen Dinge, die mich glücklich machen. Und ich glaube, dass wir wirklich mehr positive Nachrichten in unserem Alltag vertragen können. Aber es gibt auch viele Dinge, die für mich jetzt und in Zukunft privat bleiben werden. Die nur mich und meine Familie etwas angehen.

Du entscheidest, was Du mit der Welt teilen möchtest.
Wie persönlich Deine Blogposts oder Instagram-Beiträge werden, entscheidest Du
… und jede Einstellung, die Du selbst zu Deiner Privatsphäre haben kannst, ist richtig. Wir alle haben verschiedene Maßstäbe, was ein „persönlicher“ und was ein „privater“ Beitrag ist. Ich kann mir denken, dass Du auch mal in Jogginghose auf der Couch sitzt und Pommes futterst, genauso wie ich – dafür braucht es keinen Bildbeweis. Kann man machen … muss man aber nicht.
Gehören schlechte Nachrichten in Deinen Feed?
Indem Du nicht nur die glorreichen Erfolgsmomente teilst, sondern auch über Fehler, Schwächen oder Misserfolge sprichst, erreichst Du vor allem, dass sich Deine Follower besser mit Dir identifizieren können. Macht Dich das authentischer? Nicht unbedingt. Wenn Du …
- aus reiner Taktik heraus
- in regelmäßigen Abständen
- gezielt
… „unperfekte“ Bilder teilst, ist das genauso künstlich inszeniert wie das glorifizierende „Highlight Reel“ (ein Feed voller perfekter Momente), und somit unrealistisch.
Das Leben einfach so zu teilen, wie es ist, ist sicherlich die „authentischste“ Methode für Instagram & Co. – und wenn eine Woche lang nur Dinge passieren, über die Du nicht öffentlich sprechen möchtest, darf auch mal eine Pause stattfinden.
Ist Instagram fake?
Es kommt darauf an, was Du Dir anschaust. Wenn ich einen richtig miesen Tag erleben wollte, würde ich mir nonstop die schicksten Bilder von supererfolgreichen Influencern ansehen – von Reisebloggern, die scheinbar ihr ganzes Leben an Bilderbuch-Orten verbringen… von Fashionbloggern, denen alle angesagten Produkte einfach zufliegen … oder von Fitnessbloggern, die ihren perfekten Körper täglich von allen Seiten aus der Kamera präsentieren. Klingt gruselig, oder? So etwas den ganzen Tag lang zu sehen, zieht runter, macht unglücklich und stresst.
Zwischendurch mal absichtlich ein schönes Foto zu machen ist da schon ein ganz anderes Thema. Es ist nicht „fake“, wenn Du ein schönes Flatlay arrangierst oder extra fürs Foto ein paar Blumen oder einen Donut kaufst. Schöne Dinge gucken wir uns ja alle gerne an, und als Fotografin finde ich nichts verwerfliches daran, in der alten Tradition der Stillleben ein Bild zu arrangieren.
Ein bisschen Abstand nehmen schadet nie
Also, wenn wir das Gefühl haben, dass jemand sein Leben schöner inszeniert, als es eigentlich ist, können wir a) denjenigen dafür anerkennen – denn das ist auch eine Leistung, oder b) woandershin schauen oder c) selbst etwas schönes erschaffen, für uns.
Teilen wir einfach jeder das, womit wir persönlich einverstanden sind – authentischer geht es doch gar nicht.
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